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4. Mai 2001: Unwetter in der Ostschweiz

Ein stationäres Hagelgewitter in der Ostschweiz führte gestern abend zu grossen Schäden. Thies Stillahn und Michael Graf haben das Gewitter verfolgt und uns Berichte zugeschickt, diese folgen im unteren Teil dieser Webseite. Hier eine Animationen des ETH-Radars:

Animation 17-19 Uhr

Auch die Entwicklung der Gewitter im Raum Zürich war spektakulär, wenn auch nicht ganz zu intensiv wie in der Ostschweiz.

Animation 16-18 Uhr

Bericht und Fotos von Thies Stillahn

Leider hatte ich nur meine Kamera mit und keine Landkarte dabei. Bis mittags um vier war ich beschäftigt, dann schaute ich aufgrund der plötzlich sehr raschen Konvektion über dem Südscharzwald auf das Radar und konnte die schnelle Entwicklung eines Gewitterkomplexes von den Vorhalpen heraus in´s östliche schweizer Mittelland hinein beobachten. Gegen 16:15 Uhr war von Extremniederschlägen bzw. langlebigen Zellen noch nicht viel zu sehen, nur eine Zelle südöstl. von Zürich hatte erste gelbe Niederschlagsechos auf dem ETH-Radar. Jedenfalls schien mir das Grund genug diese Entwicklung mit dem Auto zu verfolgen oder ihr den Weg abzuschneiden, letztendlich war ersteres aufgrund der sehr langsamen NW-Zugrichtung möglich. Die recht starke Windscherung oberhalb von 850 HPa war bereits in vielen Cu congesti zu beobachten, deren untere Drittel hatten Drehstrukturen (auf Kamera festgehalten).

Gegen 16:30 Uhr brach ich schließlich in Bad Säckingen auf. Zu dieser Zeit überdeckte bereits ein großer Anvil den östlichen Himmel, aufgrund der sehr feuchten Luft war allerdings auch keine gute Sicht möglich (schlecht für hochwertige Bilder), Konvektion war nur in Richtung SO zu vermuten. Aus diesem Grund fuhr ich innerhalb einer guten Stunde in diese Richtung durch das Fricktal über den Bözberg, Autobahn bei Baden und schließlich wieder Landstraße östl. davon in die Regio nord/nordöstl. von Zürich. Die Fahrt war recht spektakulär: ab Frick verschwand die Sonne unter dem Ci-schirm der Cbs und schon wenige Kilometer weiter fing es an zu regnen, erst leicht, mit der Zeit mäßiger und schließlich auf dem Bözberg oben schließlich recht heftig mit Windböen aus unterschiedlichen Richtungen - erste Blitze waren bereits ab Frick (16:40 Uhr) zu beobachten, auf dem Bözberg (16:55 Uhr) vorübergehend mit bis zu zwei Einschlägen/min. Dort klarte der Himmel kurzzeitig von W her auf und eine interessante Aussicht offenbarte sich in Richtung SO (Baden/Zürich): ein sehr großer Cb-Komplex wurde kurz sichtbar mit auffälligen Drehstrukturen im unteren Drittel, jedoch nicht an der Basis. Da dieser noch etwas zu weit entfernt war konnte man die Rotation leider nicht mit bloßem Auge verfolgen, soweit diese dort überhaupt vorhanden war - sehr auffällig war´s jedenfalls schon (ebenfalls auf Kamera festgehalten - hoffentlich erfolgreich bei der Sicht). Könnte das die eventuell von Willi Schmid beobachtete Vortex-Struktur gewesen sein? Dies bewirkte meine Entscheidung ohne große Ortskenntnisse und Straßenkarte dorthin zu fahren. Unterhalb des Bözberges wechselte ich vor Baden auf die Autobahn in Richtung Zürich (Baden ca. 17:10 Uhr, war noch einfach zu finden, obwohl ich Baden im WZ-Forum zuerst mit Brugg verwechselte - peinlich), dann hinter Baden wieder auf eine Landstraße in Richtung Osten, wo der Himmel am bedrohlichsten aussah. Die Entscheidung östl. von Baden weiterzufahren war schwer, ständig gab es Starkregen und kurze "Kleinhagel"perioden sowie vereinzelte Windböen aus NO und daraus resultierende Sichteinschränkungen (an Bilder war nicht zu denken, Videokamera wäre besser gewesen). Das Zentrum dieser Zelle konnte ich nur durch noch tiefdunkleren Himmel mit teils schwefelgelb-braunen Fallstreifen erkennen - dort angekommen auf einer landwirtschaftlichen Kulturfläche (Ortsnamen durch sehr schwierige Verhältnisse leider nicht beachtet) stellte ich gegen 17:30 Uhr den Wagen ab und ließ das Zentrum über mich hinüberziehen. Windböen (kein Sturm), hohe Blitzfrequenzen, kleine Sturzbäche, grossflächiges Aquaplaning, und kurzzeitiger starker Hagelschlag (Korngröße 1 bis 2cm) sowie Sichtweiten um die 150-200m waren die Folge. Gegen 17:45 Uhr ließ dies recht schnell nach und sogar die Sonne kam bei noch starkem Regen zum Vorschein - die Zelle erschien tiefschwarz und eine sehr tiefe Basisstruktur (shelf-cloud womöglich - im Endstadium bei Starkregen fotografiert) erschien für einige Minuten. Rotation war schon durch die Fallstreifen nicht auszumachen.

Gegen 18:00 Uhr entschloss ich mich trotz Erscheinen eines neuen großen Cbs im SO der alten Zelle in einiger Entfernung hinterherzufahren und bei Waldshut wieder in Richtung Bad Säckingen zu drehen. Erst dort konnte ich detailliert die ganze beeindruckende aber auch schon teils zerfallende Südstruktur der Zelle erkennen und ebenfalls fotografieren - ein Bild mit schönen Mammatus-Wolken und einem Regenbogen war ebenfalls möglich. Zu Hause angekommen schaute ich mir alles nochmals auf dem Radar an und verfolgte bis in den frühen Abend die weitere Entwicklung...

Die Bilder dazu:

4.5., ca. 16:55 Uhr, Blickrichtung O/SO (Richtung Baden, Zürich), Standort oberer Bözberg:Cb Inflow/Updraft mit Hagelfallstreifen -> u.a. verfolgte Zelle

4.5., ca. 16:30 Uhr, Blickrichtung NO (Südscharzwald), Standort Bad Säckingen: erste Schauerentwicklung und Scherungsstrukturen im Cu con/Cb calvus

4.5., ca. 18:30 Uhr, Blickrichtung O/NO (Richtung Waldshut), Standort bei Laufenburg/CH: Mammatus auf der Rückseite der verfolgten Zelle

4.5.2001: weitere Mammatus-Wolke Aufnahme

4.5., ca. 17:30 Uhr, Blickrichtung O, Standort östl. von Baden: kurz vor Hagelschlag, schwierige Bedingungen + Windböen, unausgeprägte Wall Cloud?

Bericht und Foto von Michael Graf

Trichterwolke gesichtet ! ! !

Als das Gewitter Ermatingen erreichte, hatte es sich bereits deutlich abgeschwächt. Es hatte sich in zwei Teile aufgeteilt. Einer zog südlich von uns vorbei in Richtung W, der andere stärkere Teil östlich von mir in Richtung Nord. Als ich so dabei war das Gewitter im Osten, welches eine sehr hohe Blitzaktivität aufwies, zu beobachten, fiel eine sehr dunkle, tiefliegende Wolke auf. Plötzlich fielen mir Wolkenfetzen auf, eigentlich nichts ungewöhnliches, doch diese schienen aufzusteigen und wiesen eine Drehbewegung auf.

Wenige Sekunden danach stülpte sich aus der Wolke ein Trichter herab. Sofort holte ich den Fotoapparat. Doch wie kann es anders sein, als ich wieder zur Stelle war, konnte man das Ereignis kaum mehr erkennen. Ich wartete ab und immer wieder stiegen Wolkenfetzen auf. Auch bildeten sich immer wieder kleine Trichterwolken (funnel clouds), die man aber nicht fotografieren konnte, weil sie zu weit entfernt waren. Doch das warten hat sich gelohnt. Plötzlich kam ein deutlich sichtbare Trichter aus der Wolke hinab und Sekunden später bildete sich noch ein Zweiter. Ich denke nicht, dass die Wolke bis zum Erdboden reichte, also handelt es sich nicht um einen Tornado, aber es war nahe dran. Natürlich habe ich ein Foto gemacht, welches ich so bald als möglich hier im Forum veröffentliche. Ich hoffe, es ist was draus geworden.